Nach nur zweieinhalb Wochen in den
kühlenden Bergen Dharamsalas bin ich weitergefahren da mein
Indienvisum nur noch 10 Tage Gültigkeit besaß und ich nach Nepal
wollte.
Nach einer Stunde Fußmarsch vom Berg
und meiner Unterkunft mit Fernblick stand ich nun um 13 Uhr an der
Bushaltestelle von McLeod um 3 Stunden nach Pathankot zu fahren. Wann
allerdings ein Bus fahren sollte war nicht so ganz klar. Nachdem ich
laut Auskunft eine Stunde gewartet habe kam auch ein Bus der
allerdings erst einmal eine Stunde Pause machen wollte und der Fahrer
sich zum schlafen in selbigen legte.
Also bin ich kurzentschlossen mit dem
nächsten kleinen Bus nach Dharamsala gefahren um von dort einen Bus
zu nehmen. Wenn doch alles so einfach wäre.
Da ich aber früh genug losgegangen bin
war ich auch zwei Stunden früher am Bahnhof in Pathankot um den
Nachtzug um 20.30 Uhr nach Rishikesh zu bekommen.
11,5 Stunden später in Rishikesh habe ich mir mit einem chinesischen Pärchen ein Taxi zum Hotel geteilt. Sie sprach ein paar Brocken englisch (er überhaupt nichts), allerdings musste ich irgendwie etwas Dolmetschen da sie das Indische englisch nicht verstanden. Das war gar nicht so einfach...
In Rishikesh haben sich in den 60ern
die Beatles ein halbes Jahr aufgehalten und den grossteil ihres
weissen Albums komponiert. Ansonsten ist die Stadt ein reiner
Pilgerort direkt am Ganges gelegen der unzählige Pilger und noch
mehr Tempel beherbergt.
200 km nach der Quelle ist der heilige
Fluss sogar noch etwas sauber, auch wenn die Zuflüsse aus der Stadt
schon komplett verdreckt sind und auch das Abwasser ungeklärt
eingeleitet wird.
Ich wollte auch erst ein Bad nehmen
aber nachdem ich über einen Abwasserkanal gestolpert bin neben dem
einige Kinder spielten hielt sich meine Begeisterung von dem klaren
Wasser dann doch in Grenzen und ich habe nur den grossen Zeh ins
Wasser gestreckt.
Wenigstens ist der jetzt geheiligt...
Als kurzer Zwischenstop gedacht
verbrachte ich 5 Tage hier. Das Problem war das in Nepal gerade
Wahlen sind und die Nepalesen eine herrliche Streikkultur entwickelt
haben die sich netterweise Bandh nennt.
So ein Bandh kann schon mal ein paar
Tage dauern und die Grenze an der ich Einreisen wollte lag
dummerweise genau im Westen wo seid 10 Tagen gestreikt wird. Nachdem
mir ein Nepalese versicherte das sie bald aufhören würden und mich
jeden Tag mit News versorgte habe ich hier zuversichtlich gewartet
das die Grenze sich öffnet aber nichts geschah.
Da mein Visum sich nun langsam zu
verabschieden drohte bin ich dann doch nach 5 Tagen näher an die
Grenze gefahren damit ich nicht eine so grosse Strecken auf einmal
zurücklegen musste.
Das nächste Ziel war für mich
Nainital, eine auf 2000 Meter gelegene Ortschaft die vor allem bei
Indern sehr beliebt ist.
Zuerst einmal ging es morgens um halb
acht zum Busbahnhof mit einem Sammeltaxi für 20 Rs. Der Fahrer war
so frech das Wechselgeld von den 50 Rs einzubehalten und einfach
weiterzufahren.
Am Busbahnhof stehend erfuhr ich dann
das der Bus erst um neun Uhr starten würde. Kein Problem dachte ich
mir aber nachdem um neun immer noch am Bus herumgeschweißt und die
Reifen gewechselt wurden habe ich mir langsam etwas sorgen gemacht.
Allerdings saßen da schon andere Fahrgäste im selbigen und nachdem
der Fahrer seine Aussenspiegel montiert hatte sowie die Ziegelsteine
für seine Füsse platzierte ging es mit nur einer halben Stunde
Verspätung los.
Anfangs war auch alles Schick aber als
die Pakora, das sind Kartoffelteigtaschen mit Chilli seine Wirkung
verbreiteten bekam ich ordentlich stechende Bauchschmerzen die dann
immer mal wieder Schubweise einsetzten. Und das ausgerechnet auf
einer 11 Stunden andauernden Busfahrt in die Berge.
Die 334 km Höllenfahrt habe ich mit
üblen Magenschmerzen dennoch überlebt.
Nainital liegt um einen grossen See herum der ziemlich malerisch wirkt wenn denn mal die Sicht gut wäre.
Hier war es genauso diesig wie in
Rishikesh, so dass man die umliegenden Berge nur erraten konnte.
Woran das jetzt allerdings genau liegt ist mir nicht ganz klar, da ja
Dharamsala auf der selben Höhe liegt und man dort fast immer eine
super Fernsicht hatte. Entweder sind es die allabendlichen Feuerchen
in denen die Felder oder die Abfallhaufen mit dem Plastik verbrannt
werden oder der Smog der von Dehli herüberzog bzw die von den
Flugzeugen ausgespuckten Abgase und Chemtrails ???
Schwer einzuschätzen, die Fernsicht
war jedenfalls alles andere als Fern auch wenn mir der ein oder
andere Wanderführer und Taxifahrer das Gegenteil einzureden
versuchte. Wenn das hier ihre Fernsicht ist dann möchte ich nicht
den Nebel erleben wollen.
Ein indischer Ferienort ist
Geschmackssache, meine ist es nicht so das ich meinem Magen einen Tag
der Ruhe gegönnt habe um am nächsten Tage weiterzufahren.
Nun ist es wirklich nicht einfach
herauszufinden wie es denn an den Grenzen zu Nepal aussieht, meine
Quelle sass in Rishikesh und die indischen Touranbieter hatten alle
keinen Plan wenn sie mich denn verstanden, im nettesten Fall haben
sie mir noch erklärt wie ich mit dem Bus zur nepalesischen Grenze
komme.
Da aber Hannes schon seid geraumer Zeit
in Nepal war gab er mir die letzten Infos zu den Streiks und der
Bandh an der Westgrenze hielt seid nunmehr 15 Tagen an.
Ich hatte die Chance jetzt noch zwei
Tage zu warten und am letzten Tag meines Visums zur Grenze in
Banbasar / Mahendranagar zu fahren, die nur drei Stunden mit dem Bus
von Kathgodam entfernt liegt oder eben gleich in den Zug zu setzen
und einen Tag lang zur nächsten offenen Grenze zu fahren.
Ich habe mich für letzteres
entschieden da ich endlich aus Indien raus wollte.
Das Problem ist nur das man so
kurzfristig keine Schlafabteilkarten mehr bekommt und ich deshalb
zweite Klasse kaufen musste. Für diese Klasse bekommt man immer
Fahrkarten und die Leute werden dann halt übereinander gestalpelt
wenn nebeneinander kein Platz mehr ist.
Die 666 km auf der Fahrkarte von
Kathgodam, dem nächstgelegenen Bahnhof von Nainital nach Gorakhpur
hielt ich dann auch schon für ein schlechtes Omen aber da der Zug
dort eingesetzt wurde dachte ich mir habe ich eine reelle Chance auf
einen halbwegs akzeptablen Platz.
Vom Busbahnhof zum Bahnhof bin ich mit
einem TukTuk gefahren und dieser Fahrer hielt irgendwo auf der
Strecke an und wollte auf einmal den doppelten Preis haben. Man bin
ich sauer geworden und nachdem er nicht mehr weiterfuhr bei
brennender Sonne mit meinem Gepäck in die nächste Bar gewandert,
was gar nicht so einfach ist da Bars in Indien recht selten gesät
sind.
Am Abend stand der Zug auch schon drei
Stunden vorher am Bahnhof und ich habe mich ordentlich in der zweiten
Klasse breit gemacht. Die erste Stunde Zugfahrt konnte ich tapfer
meinen Platz verteidigen aber nachdem immer mehr Menschen in das
Abteil hineinströmten war es irgendwann auch um meine Liegefläche
geschehen.
Hätte ich mich bloss gleich in das
Liegeabteil begeben und den Kontrolleur ordentlich bestochen. Nachts
um zwölf hatte ich dazu keine Lust mehr zumal der Zug inzwischen
gerammelt voll war. Sardinendose lässt grüssen!
Nach nur 15 Stunden sitzende Fahrt und
mehr oder weniger engen Kontakt zu meinen Mitreisenden
hat mich der Zug dann in Gorakhpur bei
40 Grad mittags um 12.30 Uhr rausgespuckt.
Die kurze Überlegung hier noch eine
Nacht zu verbringen habe ich nach nur einer Minute wieder verworfen.
Ich sage nur indische Grossstadt....
Stadtdessen hat mich sogleich ein
Sammeltaxi angequatscht und wollte mich für 100 Rs mit zur Grenze
nehmen. Das sind Jeeps die mit Leuten vollgestopft werden bis nichts
mehr geht, aber ich kam ja gerade aus einer Sardinendose und die zwei
Stunden zur Grenze haben den Kohl dann auch nicht mehr fett gemacht.
Auf dem Weg haben sie dann 150 Rs haben wollen. Na das war ich jetzt
schon gewohnt und nicht mehr sonderlich überrascht.
Wir wurden einige Kilometer vor der
Grenze aus dem Wagen gelassen da auf der Grenzstrasse das reinste
Chaos vorherrschte und auch die LKW Schlange sich Kilometerweit in
das indische Hinterland erstreckte.
Die Rikshafahrer abwimmelnd und die
staubige Strasse entlangtaumelnd wäre ich beinahe am indischen
Immigrationspoint vorbeigelaufen.
In irgendeinem Haus im Untergeschoss
sitzen dort gelangweilte Beamte und geben dir nach dem Ausfüllen
eines Formulars den Ausreisestempel.
Der Mann von der Wechselstube bei der
ich 40 Dollar für das nepalesische 30 Tage Visa getauscht habe hat
mir noch erklärt das die Grenze erst seid Vormittag nach Tagen auf
ist und wahrscheinlich wegen den andauernden Streiks nach zwei Tagen
wieder dichtmachen wird.
Danke Hannes, die Infos von dir waren
sogar mal richtig!
Letzendlich war ich froh Indien nach 173 Tagen verlassen zu können. Die letzten Tage hatte ich ja auch nochmal das volle Indienprogramm, übervolle Züge, abziehende Taxifahrer sowie die allseits beliebte indische Magenverstimmung. Incredible India eben....
Sechzehneinhalb Monate bin ich jetzt
schon in Asien unterwegs.
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